Gotthold Ephraim Lessing – Bibelkritik in der Aufklärung
Stell dir vor, du lebst in einem Land, in dem du nicht frei sagen kannst, was du denkst. Im schlimmsten Fall kommst du für unerwünschte Aussagen ins Gefängnis, oder du verlierst nur deine Arbeitserlaubnis, wirst gemieden und ausgelacht. Nicht schön. Gotthold Ephraim Lessing lebte im falschen Land zur falschen Zeit, um geradeheraus zu schreiben, was er dachte. Also schrieb er verschlüsselt, schrieb Nathan der Weise und Emilia Galotti. Er war clever, versteckte, was er wirklich dachte, in Theaterstücken. „So raffiniert, dass er manchmal wahrscheinlich selber nicht wusste, was er dachte“, sagt Thorsten Dietz. In seinem Schlüsselvortrag über die Bibelkritik in der Aufklärung, erklärt er zentrale Weichenstellungen im 18. Jahrhundert, die uns bis heute betreffen. Anschaulich, aber anspruchsvoll beschreibt er das Leben Lessings, seine Lehren und den großen Streit unter Gelehrten, in dem Lessing die Hauptrolle spielte. Denn er war nicht nur Theaterautor. Er war auch Bibliothekar. Und eines Tages, irgendwann um das Jahr 1777 herum, fand Lessing Texte von Hermann Samuel Reimarus. Echtes Dynamit, das merkte Lessing schnell. Texte, die den gesamten christlichen Glauben infrage stellten. Echtes Plutonium in einer Zeit, in der ohnehin noch Glaubenskriege tobten. Lessing veröffentlichte die Texte. Und entfesselte damit einen Streit, der unser Verständnis von Glaube und Geschichte bis heute prägt.
Siehe dazu auch folgendes Material:
Anfänge der historisch-kritischen Bibelauslegung – Erasmus von Rotterdam
Worthaus-Video mit Prof. Dr. Thorsten Dietz, 1:29:16
Anfänge der historisch-kritischen Bibelauslegung – Martin Luther
Worthaus-Video mit Prof. Dr. Thorsten Dietz, 1:13:50
Entstehung und Autorität des neutestamentlichen Kanons
Worthaus-Video mit Prof. Dr. Thorsten Dietz, 1:24:39
Die erste Hermeneutik der Bibelauslegung
Worthaus-Video zu Origenes mit Prof. Dr. Thorsten Dietz, 1:22:45
Geschichte, Gnosis, Gottes Wort: Die Bibel bei den frühen Christen
Worthaus-Video mit Prof. Dr. Thorsten Dietz, 1:31:41