Anfänge der historisch-kritischen Bibelauslegung – Martin Luther
Hier lohnt es sich, zuerst den Vortrag über Erasmus von Rotterdam (siehe 10.6.1) zu hören. Beide Vorträge gehören zur Reihe »Hermeneutik: Geschichte von Schriftverständnis und Bibelauslegung«. Für manche gilt Martin Luther als der Begründer der historisch-kritischen Bibelauslegung, für andere passen Bibelkritik und Luther zusammen wie Feuer und Wasser. Thorsten Dietz klärt über beide Positionen auf und bezieht dann Stellung: Mittendrin. Um zu verstehen, wie Luther zur Bibelkritik stand, zieht Dietz vor allem ein Werk Luthers heran: »Vom unfreien Willen«. Es ist eine Antwort auf ein Buch von Erasmus, Teil einer Auseinandersetzung zweier Gelehrter, die in Europa aufgeregt verfolgt wurde. Erasmus und Luther – unterschiedlicher können Biografien kaum aussehen: Der uneheliche Priestersohn und der Junge aus gutem Hause. Der Mönch, der zum Gelehrten wurde, und der Student, der Mönch wurde. Der eine, der sich alles selbst erarbeitet hat. Der andere, dem die Möglichkeit zum Studium von Zuhause vorgegeben wurde. Und vor allem: Der eine, der sich an den Glauben an einen freien Willen klammert. Und der andere, der Trost aus dem Glauben an den Willen Gottes zieht. Dietz erklärt, warum beide so unterschiedlich denken, was das für uns heute bedeutet und warum Theologie immer noch mehr ist als reine Wissenschaft.
Dieser Vortrag gehört zur Reihe »Hermeneutik: Geschichte von Schriftverständnis und Bibelauslegung«.
Siehe dazu auch folgendes Material:
Anfänge der historisch-kritischen Bibelauslegung – Erasmus von Rotterdam
Worthaus-Video mit Prof. Dr. Thorsten Dietz, 1:29:16
Entstehung und Autorität des neutestamentlichen Kanons
Worthaus-Video mit Prof. Dr. Thorsten Dietz, 1:24:39
Die erste Hermeneutik der Bibelauslegung
Worthaus-Video zu Origenes mit Prof. Dr. Thorsten Dietz, 1:22:45
Geschichte, Gnosis, Gottes Wort: Die Bibel bei den frühen Christen
Worthaus-Video mit Prof. Dr. Thorsten Dietz, 1:31:41