Vergeben, bestrafen oder wiedergutmachen, Kim und Karla

Herkunft

M1: Die Geschichte von Kim und Karla a Kim ist unglaublich in Paul verknallt – nein eigentlich schon richtig verliebt. Jetzt liegt Kim im Bett, starrt an die Decke. Regungslos: „Das erste Mal verliebt.“ Hat Kim das gerade laut gesagt? Hoffentlich hat das niemand gehört? Nein, es ist super leise…

M1: Die Geschichte von Kim und Karla

 

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Kim ist unglaublich in Paul verknallt – nein eigentlich schon richtig verliebt. Jetzt liegt Kim im Bett, starrt an die Decke. Regungslos:

„Das erste Mal verliebt.“ Hat Kim das gerade laut gesagt? Hoffentlich hat das niemand gehört? Nein, es ist super leise in der Wohnung. Alle anderen arbeiten noch.

In der Grundschule hat man mal rumgealbert und da gab es auch schon Jungs, die Kim ganz nett fand. Aber das mit Paul ist irgendwie anders.

Paul und Kim gehen zusammen in die 6b auf dem Sophie-Scholl-Gymnasium. Er hat tolle Haare. Irgendwie dämlich, dass man einen Menschen deswegen liebt. Sind es wirklich die Haare? Vielleicht ist es auch sein schräges Lächeln, das sich über seinem Gesicht ausbreitet, kurz bevor er einen schnippischen Kommentar gegenüber den anderen Jungs ablässt. Wobei. Eigentlich findet Kim auch das ziemlich bescheuert. Also nicht das Lächeln – das ist schon irgendwie toll – aber dieses affige Verhalten von den Jungs ist super nervig.

Trotzdem muss Kim ständig an Paul denken. Was auch super nervig ist. Aber irgendwie auch schön. Ach, Kim weiß doch auch nicht. Es ist irgendwie so…

Aber was macht man jetzt? Zu Paul rennen und mit ihm darüber sprechen? Viel zu peinlich! Am Ende grinst Paul schräg und gibt bei seinen Freunden einen seiner bescheuerten Kommentare zum Besten. Oh Gott! Das wäre peinlich. Dann könnte Kim nie wieder zurück in die Klasse. Die einzige Option wäre dann auszuwandern. Möglichst weit weg. Nach Korea vielleicht. Da hat Kim noch eine Tante. Dort könnte man dann zur Schule gehen und Pauls wundervolles Grinsen vergessen. Ach Paul.

Jesus! Das sind vielleicht Gedanken! Kim wird noch völlig verrückt und die Decke, die Kim anstarrt wird sicherlich nicht antworten

 „Hast du Zeit? Muss reden“ tippt Kim insHandy. Karla weiß bestimmt Rat. Und wenn sie nicht helfen kann, kann man wenigstens mit ihr reden. Besser als rumliegen und an Pauls dämliches Grinsen denken. *PLING* Kim erschrickt. Meine Güte! Das war bloß Karlas Antwort:

„OMG wieder Paul“.

Na toll. Jetzt ist Kim nicht nur verliebt, sondern obendrein noch berechenbar und damit langweilig. Wie so ein Erwachsener. Mist. *PLING* *HerzemotiHerzemoti*. Okay auf Karla ist doch verlass. Kim hat in die erste Nachricht zu viel reingelesen. Was braucht Karla auch so lange!

„Muss Zimmer aufräumen. Mama nervt.“

„Muss reden wg Paul.“

„Schon wieder Paul *FragezeichenAusrufezeichen*“

Was soll denn das jetzt heißen, fragt sich Kim.

*Pling* Karla wieder:

„Keine Zeit jetzt. Wir sehen uns morgen in der Schule. Sry.“

 „Ok.“

Komisch. Was war das jetzt? Toll. Also doch weiter die Decke anstarren. Schlimmster Tag seit langem.

Am nächsten Tag kommt Kim in die Schule. Die Busfahrt war irgendwie komisch. Vermutlich weil gerade alles komisch ist. Aber heute war es anders komisch. Die aus der Parallelklasse haben Kim nicht so richtig gegrüßt und Marco wollte sich nicht unterhalten. Sonst lässt Marco Kim eigentlich nie in Ruhe. Seltsam.

Jetzt will sich Kim auf den Platz in der zweiten Reihe ganz am Fenster setzen und noch etwas aus dem Fenster schauen. Sollen die anderen Kim nur in Ruhe lassen.

Oh, da ist Paul. Ja, Paul… und er grinst wieder. Moment. Grinst er etwa Kim an?! Oh Gott, ja. Er grinst Kim an. Jetzt blickt er über die Schulter und sagt irgendwas zu seinen affigen Freunden.

Alle lachen. Kim wird rot wie eine reife Tomate. Nicht wie so eine billige aus dem Aldi. Eher wie so eine richtig dicke vom Markt. Und vermutlich baumelt Kim auch wie so eine knallrote Tomate auf dem Stuhl herum. Flucht?!

Da taucht plötzlich Marcos rundes Gesicht auf und verdeckt Pauls Grinsen:

„Du hast es noch nicht gesehen, oder?“

„Was!“

„Oh nein.“ Marco wird ganz leise und verschwörerisch, Kim hasst das:

„Karla war gestern bei Richard und da waren noch andere; weiß nicht genau wer, auf jeden Fall auch Paul und die haben sich da unterhalten und wohl ein paar von den Spielen gemacht. Ich glaube, da braucht man eine Flasche und dann muss jeder was sagen oder machen oder was sagen und machen – also ich weiß nicht genau…“

„Marco! Komm zum Punkt. Ich sterbe gerade.“

„Naja, Karla hat wohl die Sache mit dir und Paul ausgeplaudert und irgendwer hat ein Meme daraus gemacht und jetzt schicken sich das alle gegenseitig.“

Es ist vorbei. Kim ist tot. Innerlich zumindest. Kurz ist alles still. Also nicht wirklich. Kim hört nur nicht mehr, was die anderen sagen. Alles läuft in Slomo.

„Kim? Kimi!“ Marco fasst Kim an die Schulter und die Welt dreht sich auf einmal wieder.

„Was?“ raunzt Kim.

„Das ist nicht alles…“ fängt Marco an, aber Kim hört ihn schon gar nicht mehr. Hinter Marco stürmt Karla ins Klassenzimmer und rempelt Paul an. Aber nicht etwa aus Versehen. Nein eher wie in so einem Spiel. Als seien sie Freunde. Was soll das? Verdammt. Halten die beiden gerade Händchen. Was passiert hier? „…also und deswegen sind Karla und Paul jetzt anscheinend zusammen“, drängt sich Marcos Geplapper in Kims Kopf.

Legt Karla gerade ihren Kopf auf Pauls Schulter?

Kims Kopf pfeift. Kim greift nach dem Schulranzen und rennt aus dem Zimmer. Schnell weg. Hat Kim das Mäppchen dabei? Scheiß drauf. Nur weg. Kim rennt und rennt und rennt.

 

b

Drei Wochen sind vergangen. In den Herbstferien hat Kim mit der Familie Berlin besucht. Das war ganz cool eigentlich. Wenn Kim nur nicht die ganze Zeit an Karla gedacht hätte. Karla und Paul. Karla die Verräterin und Paul mit seinem dämlichen Grinsen. Keine Ahnung, was irgendwer mal in diesem Clownsgesicht gesehen hat.

Karla hatte versucht Kim was zu schreiben. Alles weggeblockt. Aber jetzt auf dem Weg zur Schule, im Bus neben Marco, da lässt sich nichts mehr wegblocken. So ein Mist. Kim wird Karla sehen. Und Paul. Aber Karla wird etwas von Kim wollen. Paul ist egal.

Marco labert irgendwas mit Elfen und Ringen – oder doch Elben? Keine Ahnung. Kim hört nicht zu. Marco hört nicht auf zu reden, bis sie in der großen Aula stehen. Plötzlich stoppt er: „Ups, ich geh schon mal vor. Bis gleich, Kimi.“

Da steht Karla. Direkt vor Kim. Sie starren sich an. Karla schaut immer wieder auf den Boden oder an Kim vorbei. Gefühlte Stunden vergehen. Irgendwann sagt Karla leise:

„Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid.“ Bitte was?!

Was bitte soll Kim jetzt bloß machen?

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