Migration und Integration
Wozu ein Artikel über die Hugenotten?
Bartholomäusnacht (1572), Edikt von Nantes (1598) – ist das nicht alles längst vorbei? Oder anders gefragt – gäbe es nicht wichtigere Themen, mit denen wir uns heutzutage beschäftigen müssten?
Die Hugenottenfrage ist weit aus aktueller, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
Wer sich mit der Leidensgeschichte der Glaubensflüchtlinge auseinander setzt, wird bald erkennen, dass wir uns heute in einem zentralen Punkt
von ihnen unterscheiden: Es ist das Verhältnis zu allem Geistigen, das für uns kaum noch eine Rolle spielt, für die Hugenotten allerdings von entscheidender Bedeutung war. Schließlich hätte ihnen ihr schweres Schicksal durch eine „Kleinigkeit“ erspart werden können. Jeder französische Protestant hätte nur zu sagen brauchen: „Ich nehme den katholischen Glauben an“, und er wäre zeitlebens verschont geblieben. Er hätte Haus, Vieh, Land, seinen ganzen Besitz behalten können und nichts befürchten müssen.
Doch diese „Kleinigkeit“, diese geistige Welt, war für viele der französischen Reformierten damals so wichtig, dass sie ihretwegen die materielle
aufgaben. (Begegnung und Gespräch)