Twittern wie Luther
Autoren
Ein Unterrichtsentwurf für den Religionsunterricht in Klasse 8-10 unter CC0-Lizenz als freies Bildungsmaterial (#OER) in unterschiedlichen Formaten. Zum Kopieren, Entwickeln, Verändern, Veröffentlichen, Verkaufen – alles ohne Urheberrechtsproblematik.
Heute hätte #Luther bestimmt getwittert…
Die 9er haben's probiert. #RU pic.twitter.com/7tyVQCZkNI— Annette Theis | SL (@AnnetteTheis) February 22, 2017
Die untenstehenden Unterrichtsideen inklusive aller Bilder und Arbeitsblätter gibt es auch zur Bearbeitung:
- hier als Google-Doc-Vorlage
- hier als tutory-Entwurf
- hier als offenes odt-Textdokument
- hier als Word-Doc (Voraussetzung Microsoft Word)
- hier als pdf
Luthers Thesen
Heute würde Luther twittern…
Einstieg | Fotomontage
Das Bild (Fotomontage) wird – zunächst ohne Überschrift – gezeigt.
Die Schüler …
- Erkennen Luther (in einem Denkmal)
- Es erfolgt einen zeitgeschichtliche Einordnung (Mittelalter->Neuzeit)
- Nun wird die Überschrift ergänzt: Luther hätte getwittert ?! Was hätte er getwittert?
- Verknüpfung zu den 95 Thesen wird hergestellt (vgl. Tweet).
- Welche Medien standen Luther zur Verfügung (Brief, Flugblatt…)
Überleitung | Erarbeitung | Vertiefung
Überleitung:
Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen, in denen er Kritik an der Kirche übte. Luther setzte damit eine Protestbewegung in Gang, die letztlich dazu führte, dass sich das Christentum spaltete.
EA 1:
Formuliert auf der Grundlage eures bisherigen Wissens einen Tweet, wie er von Luther verfasst worden sein könnte. Packt seine theologische Botschaft in 140 Zeichen. Verwendet #Hashtags. Bemüht euch um Präzision.
Mögliche Inhalte:
- Kritik am Reichtum der Kirche
- Kritik am Papst
- Kritik am Gottesbild
- Kritik am Ablass
- …
Ergebnisse werden im Plenum gesichtet, geprüft, besprochen.
EA 2:
Nun werden passende Thesen Luthers (in Auswahl) präsentiert.
- Haben die S-Tweets Luthers Ton getroffen?
- Passen Sie zu seiner theologischen Aussage? (Gnade, Erlösung, Solus Christus)
- Worum geht es Luther? (Spätestens jetzt kommt der Ablass ins Spiel)
ÜL:
Nennt spontane Assoziationen zum Ablass. Was wisst ihr? (Erlass zeitlicher Sündenstrafen, für sich selbst oder Verstorbene, Fegefeuer, Handel, Rolle Tetzels….)
EA 3:
Im Folgenden wird Luthers Kritik am Ablass genauer in den Blick genommen. Die S erhalten einzelne Thesen und/oder den Brief an den Erzbischof von Mainz, dem die Thesen ursprünglich angehängt waren (der Anschlag ist wohl Legende).
LEK/Vertiefung:
Die 96. These – ggf. formulieren die SuS einen weiteren Tweet, diesmal zum Ablass.
Aktualisierung:
„ecclesia semper reformanda est“ (Augustinus zugeschriebenes Zitat)
- eine bleibende Aufgabe?
Wir befinden uns im sog. Lutherjahr. 500 Jahre nach Luthers ließe sich Kirche sicherlich weiter / wieder reformieren.
- Welche Vorschläge zur Veränderung würdet ihr heute machen?
- Wo seht ihr Handlungsbedarf?
- …
Luther twittert…
Aufgabe:
Formuliert einen Tweet, wie er von Luther verfasst worden sein könnte. Packt seine theologische Botschaft in 140 Zeichen. Verwendet Hashtags. Bemüht euch um sprachliche Präzision.
Martin Luthers 95 Thesen
wurden am 31. Oktober 1517 als Beifügung an einen Brief an den Erzbischof von Mainz erstmals in Umlauf gebracht. Luther gab die Thesen an einige Bekannte weiter, die sie veröffentlichten und damit zum Gegenstand einer öffentlichen Diskussion im gesamten Reich machten. Dass Luther seine 95 Thesen am 31. Oktober 1517 eigenhändig an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben soll, ist wohl eine Legende.
Aufgaben:
- Lies die Thesenauswahl und bestimme daraus Luthers theologisches Programm.
- Reduziere dieses „Programm“ auf insgesamt 4-5 Schlagworte.
11
Dieses Unkraut, daß man kirchliche Bußstrafen in Fegefeuerstrafen verwandelt, scheint sicherlich gesät worden zu sein, als die Bischöfe schliefen.
28
Das ist gewiß, sobald das Geld im Kasten klingt, können Gewinn und Habgier zunehmen; das Fürbittwerk der Kirche steht aber im Ermessen Gottes allein.
36
Ein jeder Christ, der von wahrer Reue erfüllt ist, hat völlige Vergebung von Strafe und Schuld, die ihm auch ohne Ablaßbriefe gebührt.
43
Man lehre die Christen, daß, wer dem Armen gibt oder dem Bedürftigen leiht, besser tut, als wenn er Ablaß löst.
68
Doch in Wirklichkeit sind sie (die Ablässe) sehr gering, verglichen mit der Gnade Gottes und der Güte des Kreuzes.
84
Was ist das für eine neue Frömmigkeit Gottes und des Papstes, daß sie dem Gottlosen und dem Feinde um des Geldes willen gestatten, eine fromme und von Gott geliebte Seele zu erlösen, doch um der Not der frommen und geliebten Seele selbst willen und aus freigeschenkter Liebe erlösen sie sie nicht?
Brief zu Luthers Position zum Ablasshandel
Brief Martin Luthers vom 31. Oktober 1517 an Erzbischof Albrecht von Mainz
Dem hochwürdigen Vater in Christo und durchlauchtigsten Herrn, Albert,Erzbischof der Kirchen zu Magdeburg und Mainz, Primas, Markgraf zu Brandenburg usw., seinem Herrn und Hirten in Christo, geachtet in Ehrerbietung und Liebe!
Verzeiht mir, ehrwürdigster Vater in Christo, durchlauchtigster Kurfürst, daß ich, der geringste unter den Menschen, so unbesonnen und vermessen bin und es wage, an Eure höchste Erhabenheit einen Brief zu richten. Der Herr Jesus ist mein Zeuge, daß ich, eingedenk meiner Niedrigkeit und Nichtswürdigkeit, lange aufgeschoben habe, was ich jetzt mit unverschämter Stirn vollbringe. […]
Es werden Päpstliche Ablässe im Namen Euer Kurfürstlichen Gnaden zum Bau von St. Peter herum-getragen. Dabei klage ich nicht so sehr das Ausschreien der Ablaßprediger an, das ich nicht gehört habe, sondern ich bin schmerzlich besorgt über die überaus falschen Anschauungen des Volkes, die aus dem entstehen, was man überall und allerorts im Munde führt: etwa, daß die unglücklichen Seelen glauben, daß sie, wenn sie die Ablaßbriefe gekauft hätten, ihres Heiles sicher sind; desgleichen, daß die Seelen sofort aus dem Fegefeuer herausfliegen, sobald sie ihren Betrag in den Kasten gelegt haben; ferner, daß diese Gnaden so stark sind, daß keine Sünde so groß sei, als daß sie nicht erlassen werden könnte, […]; schließlich, daß der Mensch durch diese Ablässe von jeder Strafe und Schuld frei sei. […]
Warum machen sie also durch jene falschen Fabeln und Versprechungen von Vergebung das Volk sicher und furchtlos, wo doch die Ablässe den Seelen geradezu nichts Gutes zum Heil und zur Heiligkeit beitragen, sondern lediglich die äußere Strafe wegnehmen, die man einst nach dem geistlichen Recht aufzulegen pflegte. Schließlich sind die Werke der Frömmigkeit und der Nächstenliebe unendlich besser als Ablässe und dennoch predigt man sie weder mit solchem Gepränge noch mit so großem Eifer, im Gegenteil wegen der zu predigenden Ablaßgnaden schweigt man von ihnen, wo es doch die erste und einzige Pflicht aller Bischöfe ist, daß das Volk das Evangelium und die Liebe Christi lernt. Christus hat niemals aufgetragen, Ablässe zu predigen, aber nachdrücklich hat er geboten, das Evangelium zu predigen. […] Es kommt hinzu, hochwürdigster Vater im Herrn, daß es in jener Instruktion für die Ablaßkommissare, die unter Eurem Namen ausgegangen ist, heißt (sicher ohne Euer Wissen und Eure Zustimmung), die eine der Hauptgnaden sei jenes unvergleichliche Geschenk Gottes, durch das der Mensch mit Gott wieder versöhnt wird und alle Strafen des Fegefeuers getilgt werden; desgleichen, daß eine Reue nicht nötig für die sei, die Seelen erlösen oder Beichtbriefe kaufen. […]
Aufgabe: Fasse Luthers Position zum Ablass(handel) zusammen und erläutere sie in deinen eigenen Worten!
- Wie denkt das Kirchenvolk?
- Bestimme Luthers (Gegen)Position.
Hier die Aktion “Twittern wie Luther” auf dem Kirchentag 2017