„Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten aber ruhen.“
„Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten aber ruhen.“
Schabbat beziehungsweise Sonntag. Eine Unterrichtsidee für die Grundschule
Fachlich-didaktische Einordnung
Die Unterrichtseinheit zum Schabbat ist im Rahmen des Projekts #beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland entstanden. Mit den folgenden Stunden soll der jüdisch-christliche Dialog gefördert werden, zusätzlich sind die Stunden aber auch an das Kerncurriculum der Grundschule anschlussfähig. Dort heißt es, dass die Schüler*innen ihre Dialogkompetenz erweitern sollen, indem sie „sich mit religiösen […] Fragen auseinandersetzen, eigene Fragen, Überzeugungen und religiöse Erfahrungen mit anderen teilen, sich darüber austauschen, andere Perspektiven einnehmen, sich mit verschieden Religionen […] auseinandersetzen sowie Regeln für einen respektvollen Dialog mit anderen berücksichtigen“1.
Mit den Stunden zu Schabbat und Sonntag werden darüber hinaus die inhaltsbezogenen Kompetenzen „die Schüler*innen nehmen wahr, dass Menschen verschiedenen Religionen angehören“, „die Schüler*innen vergleichen Merkmale der jüdischen […] mit der christlichen Glaubenspraxis“ sowie „die Schüler*innen arbeiten heraus, dass sich Menschen aus religiösen Gründen unterschiedlich verhalten“2 geschult.
Damit die Schüler*innen den entworfenen Stunden (inhaltlich) gut folgen können, ist es sinnvoll, wenn sie zuvor bereits einmal vom siebten Tag als Ruhetag (z.B. im Rahmen der Schöpfungserzählung) gehört haben. Darüber hinaus erleichtert es die Arbeit mit Variante a., wenn die Schüler*innen bereits PC-Kenntnisse haben, also z.B. alleine einen Browser sowie ein Computerprogramm öffnen können, damit die Unterrichtszeit inhaltlich intensiv genutzt werden kann.
Der Schabbat ist im Judentum der siebte Wochentag, ein Ruhetag, an dem keine Arbeit verrichtet werden soll. Die Einhaltung des Schabbats ist eines der zehn Gebote und geht auf Exodus 20 und Deuteronomium 5 zurück. Der Schabbat wird von Freitagabend bis Samstagabend gefeiert, da im jüdischen Kalender der Tag bereits am Vorabend beginnt, was aus dem Begriff „Genesis“ (= es ward Abend und Morgen – ein Tag) abgeleitet wird.
Die traditionelle Schabbatfeier beginnt am Freitagabend zu Hause mit dem Schabbatsegen und einem Festmahl. Am Samstagmorgen findet dann in vielen Gemeinden ein gemeinsamer Gottesdienst in der Synagoge statt, einschließlich der festlichen Tora-Prozession, daheim folgen ab mittags weitere Schriftenlesungen, Festessen, Gebete und Segen. Die Schabbatfeier endet mit dem Entzünden der geflochtenen Hawdala-Kerze und einem „Gesegneten Hinübergleiten“ in die neue Woche.3
Orthodoxe Jüd*innen verrichten am Schabbat keine Tätigkeiten, die laut der Tora als Arbeit definiert werden, was z. B. auch elektrische Geräte zu bedienen oder Gegenstände zu tragen einschließt. Reformierte, liberale und progressive Jüd*innen beachten allerdings hauptsächlich ethische Gebote und überlassen die Befolgung ritueller Vorschriften der individuellen Verantwortung.
Im Christentum entstand die Feier des Sonntags aus dem jüdischen Schabbat. Dabei wurde der Ruhetag allerdings auf den Tag der Woche gelegt, an dem laut den Evangelien die Auferstehung Jesu geschah – einem Sonntag.
Da zahlreiche Kinder- und Jugendstudien der letzten Jahre übereinstimmend zu der Aussage kommen, dass bereits Grundschüler*innen zunehmend unter Stress leiden, der sich als Bauch- und Kopfschmerzen, Unkonzentriertheit und manchmal sogar in depressiven Episoden äußert, könnten die folgenden Stunden zu Schabbat beziehungsweise Sonntag Anlass sein, um mit den jungen Schüler*innen über Belastungen, Druck, Anspannung sowie geschenkte Ruhe, Entspannung, Langweile und Zeit ins Gespräch zu kommen. Wie nehmen sie ihre Sonntage wahr? Können sie Langeweile aushalten? Was trägt zur eigenen Entspannung bei? Fragen, die im Unterricht aufgegriffen und denen in einem theologisch-philosophischen Gespräch nachgegangen werden kann.
Erste Stunde
Zu Beginn der Unterrichtseinheit wird gemeinsam das Erklärvideo zum Schabbat angeschaut, das unter https://videos.mysimpleshow.com/wWjmwwfVAp zu finden ist. Die Schüler*innen erhalten die Aufgabe, aufmerksam zuzuhören und sich möglichst viel über den Schabbat einzuprägen, damit sie anschließend M1 lösen können. Nachdem das Video angesehen wurde, kann eine kurzes Unterrichtsgespräch Fragen klären. Dann bearbeiten die Schüler*innen das Arbeitsblatt (M1). Zum Abschluss der Stunde vergleichen bzw. korrigieren die Schüler*innen ihre Arbeitsblätter und fassen wesentliche Elemente der Schabbatfeier zusammen.
Zweite Stunde
Mithilfe von M 1 werden den Schüler*innen die Besonderheiten des Schabbats ins Gedächtnis gerufen. Anschließend wird an der Tafel ein Cluster erstellt, das den Ruhetag der Christ*innen, also den Sonntag, in den Blick nimmt. Die Schüler*innen äußern sich frei dazu. Mögliche Antworten sind unter M 2 zu finden. Nach dieser Sammlung erläutert die Lehrkraft den Schüler*innen den Arbeitsauftrag.
Variante a.
Ein Computerraum mit Internetzugang steht zur Verfügung: In Partner*innenarbeit erstellen die Schüler*innen mit dem kostenfreien Programm „My simple Show“ ein Erklärvideo (wie das zum Schabbat). Dabei ist es sinnvoll, wenn die Lehrkraft vor der Stunde einen „Classroom-Zugang“ anlegt und die Schüler*innen diesen Zugang nutzen. Das Programm ist relativ selbsterklärend: Zunächst wird „Create a new show“ gewählt, dann „write your own skript“, dem ein Name gegeben werden muss (z.B. der der Schüler*innen). Dann wird die „leere Vorlage“ gewählt, Titel, Text und ein Abschlusssatz werden eingegeben. Aus diesen Texten entstehen dann im Programm mehrere Folien, zu denen Bilder (Visuals) ausgewählt werden können, um schließlich das Video mit „Finalize“ fertig zu stellen.
Variante b.
Es steht kein Computerraum zur Verfügung: In Kleingruppen erstellen die Schüler*innen einen Erklärtext zum Thema. Dann zeichnen sie Figuren, Symbole und Hinweisschilder, ähnlich dem o.g. Erklärvideo. Schließlich produzieren sie ein Erklärvideo, indem sie die Symbole passend zum vorgelesenen Text auf ein weißes DIN-A3-Blatt herein- und herausschieben. Nach mehreren Übungsrunden filmt die Lehrkraft das Erklärvideo schließlich mit dem Smartphone. Die Videos können mit Hilfe eines USB-Kabels auf einen PC übertragen und dann gemeinsam angesehen werden.
Dritte Stunde (evtl. zwei Stunden)
Nach dem Betrachten der Erklärvideos werden in einem Unterrichtsgespräch Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Schabbat und Sonntag herausgearbeitet. Um diese zu visualisieren und damit zu festigen, bearbeiten die Schüler*innen ein Leporello4 zu „Sechs Tage sollst du arbeiten…“ (M 3), das zum Abschluss der Unterrichtseinheit ausgewertet wird.
Siehe dazu auch folgendes Material:
2021/1 Loccumer Pelikan: Jüdisches Leben in Deutschland
Religionspädagogisches Magazin für Schule und Gemeinde
des Religionspädagogischen Instituts Loccum