Kesslers Position zum Mitleiden Gottes angesichts der Theodizeefrage
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Ausgehend von einer unbedingten Anerkenntnis der Berechtigung der Theodizeefrage und der Forderung nach einer Differenzierung des Gedankens vom Mitleiden Gottes entfaltet Kessler seine Position:
Gott beschränke seine Allmacht temporär für die Weltzeit zugunsten der Freiheit seiner Geschöpfe und der Eigengesetzlichkeit der Schöpfung. Dies habe eben Leid zur Folge.
Aber Gott sehe nicht tatenlos in seinem Mitleid zu. Er leide in den Leidenden aus Liebe zu ihnen mit und unternehme aktiv nach dem Beginn als Christus in seinen Anhängern etwas gegen das Leid i.S. der Tora oder des Geistes Jesu.
In diesem Handeln übe Gott eine Anziehungskraft auf die Welt aus. Einerseits bestehe darin seine Ohnmacht. Denn seine Versuche, von sich als der Liebe zu überzeugen, können ignoriert werden. Andererseits bestehe darin gerade seine Macht, Menschen vom Guten, von sich, zu überzeugen.
Kessler ist es wichtig zu betonen, dass seine Antwort ein Ansatz und keine Antwort ist, die die Frage der Theodizee aus der Welt schaffen würde. Denn Gott respektiert die Würde des Menschen ja auch darin, dass er ihn nicht zum Heil zwinge.